Anton Bruckner

Portrait von Anton Bruckner, Zeigt Bruckner von der Seite in schwarz-weiß


* 04.09.1824 - + 11.10.1896
Anton Bruckner entstammt einer in seinem Heimatgebiet (zwischen Enns und Donau) bis ins 17. Jahrhundert nachweisbaren Familie von Bauern und Handwerkern. Er ging als erstes Kind aus der Ehe zwischen Anton Bruckner, dem Sohn Josef Bruckners und Therese Helm, Tochter des Amtsverwalters Ferdinand Helm aus Neuzeug bei Steyr, hervor. Von seinen zehn Geschwistern überlebten ihn nur seine Schwester Rosalie und sein schwach begabter jüngerer Bruder Ignaz, mit dessen Tode die Familie im Mannesstamme ausstarb. Josef Antons Lieblingsschwester Anna führte ihm zeitweise in Linz und in den ersten Wiener Jahren die Wirtschaft. Außer Josef Anton sind Anna, Ignaz und eine Schwester Josefine in St. Florian beigesetzt.


Leben und Karriere:
In einer halbbäuerlichen Kindheit, bei einem musikalisch begabten Vater aufwachsend, sang der Knabe im Chor und durfte als Zehnjähriger versuchsweise die Orgel im Gottesdienst spielen. Ein angeheirateter Vetter Joh. Baptist Weiß, der als Musiker und Organist viel galt, Schulmeister in Hörsching bei Linz, führte Anton in Linz zur Firmung und nahm 1835 den Elfjährigen zu sich. Neben dem Elementarschulunterricht empfing Anton Bruckner von ihm einige Unterweisungen auf der Orgel; hier hörte er zum ersten Male Haydns Schöpfung und Jahreszeiten, sowie eine Messe von Mozart. Die ersten Kompositions-Versuche fallen in diese Zeit. Um seine Familie zu unterhalten, hatte der Vater Nebenverdienst durch Tanzmusik suchen müssen und war dadurch an den Trunk geraten. Als er im Dezember 1836 schwer erkrankte, musste Anton zu seiner Unterstützung nach Ansfelden eilen. Nach dem Tode des Vaters gelang es der Mutter, mit Hilfe des Prälaten Michael Arneth Antons, die Aufnahme als Singknabe in St.Florian durchzusetzen (Juli 1837). Die Mutter brachte sich mit den übrigen Geschwistern in dem Dorf Ebelsberg müheselig durch. Das Chorherrenstift hat drei Orgeln; eine davon wurde am 19. November 1875 von Bruckner eingeweiht und unter dieser liegt Bruckner heute in St. Florian begraben.


Anton Bruckner war mit zwei anderen Knaben bei dem Schulleiter Michael Bogner untergebracht. Mit 15 Jahren verließ Anton Bruckner die Schule, widmete sich einige Zeit ganz der Orgel und bereitete sich auf Arneths Rat, auf den Schullehrberuf vor. Am 1. Oktober 1840 bezog er die so genannte "Präparandie" in Linz. - In dem zehnmonatigen Kursus wurde neben den Elementarschulfächern das Hauptgewicht auf die Musik gelegt. In Linzer Konzerten hörte Anton Bruckner zum ersten Male Orchestermusik: Beethovens 4. Symphonie und Ouvertüren von Weber. Bachs Kunst der Fuge und Fugen von Albrechtsberger schrieb er sich ab. Am 16. August 1841 bestand er die Lehrerprüfung, am 3. Oktober trat er eine Gehilfenstelle in Windhaag bei Freistadt an. Schulunterricht, kirchliche Dienste und landwirtschaftliche Arbeit waren zu verrichten; einen Nebenverdienst verschaffte das Aufspielen zum Tanz.
Der oberösterreichische Volkstanz wurde später für Bruckners Schaffen bedeutungsvoll. Drückender Armut und mancher Misshelligkeiten mit dem vorgesetzten Lehrer Franz Fuchs ungeachtet, scheint sich Anton Bruckner in dem bäuerlich-behaglichen Leben von Windhaag bei Freistadt wohlgefühlt zu haben. Adalbert Stifter lernte er als strengen Schulleiter kennen, ohne von dessen Dichtungen etwas zu ahnen. Arneth vermittelte Anton Bruckner eine bessere Stellung in Kronsdorf bei Steyr, die er vom 23. Jänner 1843 bis zum 25.September 1845 innehatte. Musikalisch war er hier weniger vereinsamt. Seine musikalische Weiterbildung förderte Anton Bruckner zunächst autodidaktisch. Bis dahin hatte Bruckner nicht daran gedacht, den Musikerberuf zu ergreifen. Auch als ihm im März 1848 der Orgelposten in St. Florian übertragen wurde (mit 80 Gulden Gehalt fühlte er sich "wie ein Fürst"; 1851 wurden seine Bezüge mit seiner Beförderung zum definitiven Stiftsorganist auf 116 Gulden erhöht), blieb er skeptisch gegen seine Befähigung zum Musiker. Er lernte etwas Latein und besuchte 1850/51 einen zweijährigen Kursus an der Unterrealschule in Linz, dessen Schlussprüfung ihn befähigte, am 25./26. Jänner 1855 in Linz die Prüfung als "Lehrer für Hauptschulen" abzulegen. Innere Unsicherheit bleibt für lange ein Merkmal Bruckners Wesen.


Veränderungen in seiner Umgebung und eine wiederum vergebliche Liebe (zu der jugendlichen Antonie Werner) drücken ihn unsinnig nieder. Das Komponieren wird ihm zu einer Art Zuflucht. Zum ersten Male kommt in dieser Zeit das Gefühl ratloser Vereinsamung, ja, einer ausweglosen Lebensangst zum Vorschein, das Bruckner auch später noch oft und ohne eigentlich zureichenden Grund erfüllte. Ungeachtet seines technischen Könnens wagte er in seinen Kompositionen nicht, die Grenzen des Gewohnten zu überschreiten. Skeptischer und furchtsamer hat wohl keiner der großen Meister seinen Weg angetreten als Anton Bruckner. Als Orgelspieler und Improvisator genoss Bruckner in Linz, wo er am 25. April 1856 definitiv angestellt worden war, bald hohes Ansehen. Seine Bezüge (449 Gulden) sicherten ihm ein befriedigendes Auskommen und setzten ihn in den Stand, seine Mutter zu unterstützen. Sein behagliches, wenn auch scheues Wesen verschaffte ihm Beliebtheit. Der Liedertafel "Frohsinn" trat er bei und komponierte für Männerchöre zahlreiche Stücke. 1860 wurde er zum Chormeister gewählt. Die Dirigentenpflichten beanspruchten ihn stark. Es war bezeichnend, dass er, um der Belastung zu entgehen, einen ihm von den Sangesbrüdern gespielten Streich als Beleidigung auslegte und sich damit im Oktober 1861 zurückzog. 1868 nahm er freilich das Chormeisteramt wieder auf, um seine wirtschaftliche Lage zu verbessern.

Neben dem allem ging der Unterricht bei Sechter in Wien weiter. Der junge Musiker Rudolf Weinwurm, mit dem Anton Bruckner Freundschaft geschlossen hatte, vermittelte seine Arbeiten an Sechter und sorgte für Quartier, wenn Bruckner nach Wien kam. Am 10. Juli 1858 legte er bei seinem Lehrer eine abschließende Prüfung über Harmonielehre ab, am 12. Juli eine Orgelprüfung vor geladenen Gästen in der Piaristenkirche. Um den anschließenden Lehrgang im Kontrapunkt zu bewältigen, pflegte Bruckner zweimal jährlich, meist für 7 - 8 Wochen, nach Wien zu reisen; am 12. August 1859 legte er wieder eine Prüfung ab, über den "einfachen Kontrapunkt in allen Gattungen", worauf Sechter den Kursus über Kanon und Fuge mit ihm begann. Unter der Überlastung, die noch durch viel Privatunterricht verstärkt wurde, litten Bruckners Nervenkräfte bedenklich. Dennoch war er kein Köpfhänger, nahm gern an Tanz und Geselligkeit teil und wusste Speise und Trank wohl zu genießen. Sechters auf den klassischen Kontrapunkt beschränkter Unterricht war handwerklich hervorragend, hemmte seine schöpferische Fähigkeiten aber mehr, als er sie förderte.


Seinen "Meisterbrief" (Wiener Zeitung) erhielt er endlich am 22. November 1861, nachdem er vor dem Wiener Konservatorium eine Prüfung als "Lehrer der Musik" und zur Ausbildung von "Lehramtszöglingen" abgelegt hatte. Mit seiner gesamten bisherigen Tätigkeit hatte sich der 37-jährige eine tüchtige handwerkliche Praxis als Organist, Chorleiter, Lehrer und Kontrapunktiker erworben. Der von den älteren katholischen Kirchen- und Orgelmusik, sowie der Wiener Symphonik, von Richard Wagner und Johannes Brahms beeinflusste Bruckner verstarb am 11.Oktober 1896 in Wien.